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Klar über das Sterben reden ist wichtig, sonst nimmt man den Menschen eine Chance

Die meisten Menschen, die in ein Pflegeheim gehen, werden dort in absehbarer Zeit sterben. Diese letzte Phase ihres Lebens würdig, gelungen und so wenig leidvoll wie möglich zu gestalten, ist Beruf und häufig auch Berufung der Pflegekräfte, die sie betreuen und versorgen. Auch die Angehörigen erfahren so eine erleichternde Entlastung.

Klar über das Sterben reden ist wichtig, sonst nimmt man den Menschen eine ChanceAnne Storcks (r.) und Bianka Schümmer blättern im Besucherbuch. Viele Einträge vermitteln Dankbarkeit für die gute Begleitung der Gäste.Thomas Hohenschue

Wohl kaum jemand kennt sich besser mit den modernen Chancen und Grenzen der Palliativpflege und Palliativmedizin aus als die Menschen, die in einem Hospiz arbeiten. Die Möglichkeiten, dass ein Gast seine letzten Monate, Tage, Stunden gut erlebt, haben sich erheblich verbessert, berichten zum Beispiel Anne Storcks und Bianka Schümmer. Ihr Arbeitsort ist das Hospiz im Haus Hörn, ein hoch anerkannter Pionier der Hospizbewegung in Deutschland. Die beiden geben in Kürze auch bei einem Fachtag im Haus der Caritas in Aachen Einblick.

Anne Storcks leitet die Einrichtung, Bianka Schümmer arbeitet als Pflegefachkraft in der palliativen Versorgung mit. Ihr Ziel im Alltag ist, dass ein Gast so entspannt und bewusst wie möglich seine Zeit im Hospiz verbringt. Atemnot, Schmerzen, Unsicherheit lassen sich nehmen. Offene Gespräche über alles, was den Gast bewegt, Raum für Gefühle, auch für gemeinsames Lachen, letzte Wünsche, die erfüllt werden - all das macht das Leben in der Einrichtung aus.

Zentraler Dreh- und Angelpunkt im beruflichen Alltag sind auch die Angehörigen. Sie machen sich die Entscheidung nicht leicht, ihre Verantwortung für den sterbenskranken Menschen abzugeben. Viele können nicht gut loslassen, erzählen Anne Storcks und Bianka Schümmer. Wenn es gefühlt nicht mehr anders geht, spüren sie aber eine enorme Erleichterung und Entlastung. Sie können sich endlich ganz auf den geliebten Menschen konzentrieren, anstatt im Hamsterrad logistischer und bürokratischer Herausforderungen auszubrennen.

Viele Angehörige haben eine wahre Odyssee hinter sich, wenn sie diesen Schritt gehen, markiert durch Stichworte wie Krankenhausaufenthalte, Arztbesuche, Organisation ambulanter Dienste, Tagespflege, der Kampf mit Kassen, Anträge und und und. "Die Angehörigen bringen selbst eine Leidensgeschichte mit", berichten die beiden Fachfrauen vom Haus Hörn. Sie von diesem Druck zu befreien, zu vermitteln, es ist okay, Grenzen zu spüren und zu achten, ist ein erstes Ziel.

Wenn der Gast dann im Hospiz ist, laden die Mitarbeitenden die Angehörigen ein, sich bei bestimmten pflegerischen Aufgaben einzubringen. Das gibt allen Beteiligten, insofern von allen Seiten gewünscht, ein gutes Gefühl. Die Chemie muss zwischen den Beteiligten stimmen. Es gibt auch die gegenteilige Erfahrung. Familiäre Konflikte und Beziehungsprobleme machen vor dem Kranken- und Sterbebett nicht Halt. Manchmal gelingt es, Gespräche zu vermitteln.

Überhaupt ist das Reden so wichtig, resümieren Anne Storcks und Bianka Schümmer. Häufig blenden Angehörige, manchmal auch die Gäste die Gewissheit aus, dass der Tod an die Tür klopft. Die falsche Hoffnung, dass Pflegekräfte und Ärzte den Kranken noch einmal hinkriegen, kann allen Beteiligten eine Chance nehmen. Wer hingegen den Tatsachen ins Auge sieht, kann die Dinge ordnen, wichtige Gedanken und Gefühle aussprechen, Abschied gut gestalten.

Wenn die letzten Etappen des Sterbeprozesses betreten werden, sind die Pflegekräfte des Hospizes noch einmal gefordert. Sie klären die Angehörigen über die Symptome auf, beruhigen sie, wenn ihr geliebter Mensch weniger oder nicht mehr essen und trinken möchte. An dieser Stelle ist erneutes Loslassen das Gebot der Stunde. Letztlich schadet man dem Sterbenden, wenn man ihn partout nicht gehen lassen möchte, indem man das Leiden verlängert oder die eigene Unruhe und Trauer überträgt. Dieses Paradox gilt sogar im Augenblick des Todes. Manche Menschen sterben am ehesten und mutmaßlich am liebsten, wenn niemand im Raum ist.

Den Abschied vom Toten gestalten die Mitarbeitenden von Haus Hörn sehr würde- und liebevoll. Die Angehörigen erhalten Zeit dafür. Bei aller Trauer überwiegt häufig die Dankbarkeit für die gute Begleitung, die der verstorbene Mensch im Hospiz erhalten hat. Davon zeugen auch die Einträge in das Besucherbuch, das im Eingangsbereich ausliegt. Neben ihm brennt eine Kerze, wenn wieder jemand verstorben ist, der eine gute letzte Lebenszeit im Hospiz verbracht hat.

Abschließende Info

Das Gespräch mit Anne Storcks und Bianka Schümmer fand im Umfeld des Fachtags ""Gemeinsam mit Würde begleiten - Herausforderungen der ambulanten und stationären Pflege bei der palliativen Versorgung und hospizlichen Begleitung" am 25. März 2025 in Aachen statt. Dort kooperieren der Diözesancaritasverband Aachen, das Bildungswerk Aachen, das Palliative Netzwerk für die Region Aachen und das Hospiz Haus Hörn.

Autor: Thomas Hohenschue

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